Schüler retten Baurbeiter das Leben
Mitglieder des Schulsanitätsdienstes des Goethe-Gymnasium-Bensheim von Staatsminister Boddenberg für Rettungsaktion ausgezeichnet
Ein Mann liegt leblos am Boden. Neben ihm kniet ein Kollege, der ihm die Wange
tätschelt, um ihn aufzuwecken - ohne Erfolg. Der Bauarbeiter hat keinen Puls und
keine Atmung und hätte diesen schicksalhaften Freitag im November 2010 ohne den
Schulsanitätsdienst am Bensheimer Goethe-Gymnasium wohl nicht überlebt.
"Dieser Tag hat viele von uns nachhaltig geprägt", erklärte die 16 Jahre alte
Julia Spitzer. Sie gehört zu den fünf Schülern, die am 10. Juni 2011 für ihren
Einsatz von Staatsminister Michael Boddenberg eine öffentliche Belobigung und
eine Urkunde - unterschrieben von Ministerpräsident Volker Bouffier - erhielten.
Kehath Huba (13), Mathis Vondung (12), Mareike Hillenbrand (16), Sebastian
Reichel (18) und eben Julia Spitzer reanimierten den Bewusstlosen abwechselnd.
Kreislauf stabilisiert
Gemeinsam gelang es ihnen, den
Kreislauf des Mannes aus Ungarn so weit aufrecht zu halten, dass Notarzt und
Sanitäter ihn stabilisieren und ins Krankenhaus bringen konnten. Von dort
erreichte die Jugendlichen wenig später die erlösende Nachricht: Der 50-Jährige
war wach, ansprechbar und hatte trotz des Sauerstoffmangels keine bleibenden
Schäden erlitten. Von den Ärzten im Kreiskrankenhaus in Heppenheim gab es viel
Lob für den "beherzten Einsatz" der Nachwuchskräfte.
"Nach einer
gefühlten Ewigkeit war er endlich wieder bei Bewusstsein", erinnerte sich Julia.
Während die fünf Mitglieder des Schulsanitätsdienstes mit den
Wiederbelebungsmaßnahmen beschäftigt waren, kümmerten sich weitere Schul-Sanis
um die Schüler und Schaulustigen und schirmten die Unfallstelle ab.
Dafür
bekamen Katharina Langelott, Sophie Müller-von-der-Bank, Eric Laubach, Tim
Fendel, Florian Schmanke, Alexander Schmoock und Hennrik Gärtneram 10. Juni 2011
bei der Feierstunde in der Mensa ein Präsent überreicht. "Mit ihrem beherzten
Eingreifen haben sie einem Menschen das Leben gerettet. Das ist in unserer
Gesellschaft leider nicht selbstverständlich", betonte Boddenberg. Die Schüler
hätten mit ihrer Rettungstat Courage und Verantwortungsbereitschaft bewiesen und
gezeigt, dass sie sich in Notsituationen für andere einsetzen.
Lob für die Lehrerin
Der Staatsminister lobte ebenso wie Schulleiter
Jürgen Mescher das Engagement der Lehrerin Judith Grön. Sie hob den
Schulsanitätsdienst vor knapp drei Jahren aus der Taufe. Grön unterrichtet am
"Goethe" Politik, Wirtschaft und Geschichte und ist Mitglied im DRK. Sie legte
extra für den Schulsanitätsdienst eine Ausbilderprüfung ab und ist vom Teamgeist
und der Eigeninitiative der jungen Sanis begeistert: "Ich bin stolz auf Euch",
sagte sie bei der Urkundenübergabe. An der Schule habe sie "tolle
Voraussetzungen", das einzige Problem sei die Ganztagsschule. Aus zeitlichen
Gründen sei es den Gymnasiasten nicht immer möglich, an der Arbeitsgruppe
teilzunehmen. Sie bedankte sich nicht nur bei der Schulleitung, sondern ebenso
beim örtlichen Roten Kreuz für die vielfältige Unterstützung und Förderung.
Anforderungen gewachsen
"Auch wenn ich nicht hoffe, dass
wir einen ähnlichen Fall so schnell wieder an der Schule haben werden, bin ich
mir doch sicher, dass wir den Anforderungen tatsächlich gewachsen sind",
bemerkte die Lehrerin. Tatsächlich wird der Schulsanitätsdienst fast täglich vom
Sekretariat alarmiert, allerdings handelt es sich in den meisten Fällen um
verhältnismäßig harmlose Vorgänge.
Nicht zuletzt durch diese Rettungstat
werden die Schulsanitäter am Goethe-Gymnasiums respektiert und haben sich
etabliert. Einige von ihnen streben mittlerweile einen Ausbilderschein für Erste
Hilfe an und überlegen, Rettungssanitäter zu werden. Die Schulgemeinschaft kann
sich jedenfalls darauf verlassen, dass ihre Mitschüler in den orangefarbenen
T-Shirts immer zur Stelle sind, wenn am "Goethe" Not am Mann ist.
Text & Bild: Bergsträßer Anzeiger (Dirk Rosenberger ) vom 11. Juni 2011